Über Neudrossenfeld

Flurnamen

Alte Flurdenkmäler

Zwischen Neu- und Altdrossenfeld war der Rote Main nicht nur Gemeindegrenze, sondern auch eine sehr wichtige Gerichts- und Landesgrenze. Dicht vor der großen Brücke stand bis 1920 eine mächtige Distanzsäule (1,80 m hoch, 50 cm Durchmesser). Früher wurden an dieser Stelle gefangene Verbrecher zwischen der Kulmbacher und Bayreuther Polizei ausgetauscht.

In der Gemeinde fanden sich zahlreiche Kreuzsteine (große Steinplatten mit einem eingemeißelten Kreuz). Diese standen an Abzweigungen und Altstraßen (Kreuzwege), weil dem Volksglauben nach dort Geister erschienen und verdammte Seelen ihre Ruhe suchten. Ein solcher Kreuzstein steht noch zwischen Hornungsreuth und dem Igelsweiher und ist 90 cm hoch, 65 cm breit und 25 cm dick. Auf der Wegseite ist ein gotisches Kreuz und auf der Rückseite ein lateinisches Kreuz eingemeißelt.

Ein anderer Kreuzstein steht an der Grenze nach Igelsreuth und ist 60 cm hoch, 48 cm breit und 20 cm dick. Auf der Vorderseite ist ein griechisches Kreuz eingemeißelt. Von den Einwohnern wurde er mit Recht auch Peststein genannt: In der schlimmen Pestzeit um 1350 durften die Igelsreuther ihr Getreide nicht mehr in die Langenstädter Mühle fahren, sondern mussten ihre Säcke dort absetzen, wo sie der Müller abholte. Langenstadt blieb auf diese Weise von der Seuche verschont.

Eine andere Bedeutung haben die Steinkreuze, die an einen Mord oder Totschlag erinnern sollten. Im 13. bis 16. Jahrhundert wurden sie als Sühnemale zum Seelenheil der Ermordeten und zur Abwehr der Blutrache errichtet. Kaiser Karl V. erließ sogar 1533 eine Halsgerichtsordnung, die zur Errichtung von Sühnekreuzen verpflichtete. Ein solches Steinkreuz steht noch auf dem Weg zur Hölle im Jungwald. Es ist der Schäferstein, ein grobkörniger Burgsandstein, 100 cm hoch, 40 - 60 cm breit und 30 cm stark.

Auch einige Martern (Martersteine) gibt es in der Gemeinde: der Amonstein zwischen Brücklein und Eichberg, der Brandstein (Engelstein) am Höllberg, das Willdenkmal im Jösleiner Forst (700 m hinter der Waldhütte), der Weinreichsstein und der Putzenstein im Limmersdorfer Forst.

Altstraßen

Drossenfeld war früher ein wichtiger Verkehrsmittelpunkt. Etwa 50 m hinter dem östlichen Ortsausgang von Neudrossenfeld befand sich einst eine wichtige Gabelung bedeutender Alt- und Heerstraßen. Natürlich waren es keine Straßen im heutigen Sinne, sondern Erdwege, die an sumpfigen Stellen durch Auflegen von Reisig oder Baumstämmen (Knüppelwege) verbessert wurden. Einige alte Wege sind heute noch als Hohlgasse oder Feldweg zu erkennen. Im Ort erinnern uns die Bezeichnungen "Gasse" an die alten Wege (Ledergasse, Kaplansgasse, Bergmühlgasse, Kannesengasse usw.)

Die wichtigsten Altstraßen, die durch Drossenfeld führten, waren:

Die Egererstraße, sie führte mit vielen Abzweigungen von Bamberg über Kasendorf, Dreschen, Buch, Igelsreuth, Hornungsreuth, Drossenfeld, Harsdorf, Hettersdorf ins Fichtelgebirge nach Eger.

Die Hezilostraße, diese kam von Creußen über Bayreuth, am Mainhang entlang nach Neuenplos, Dreschenau, auf der alten Dreschenauer Fuhr zum Weiherhaus und Judenstein nach Schwingen, Kulmbach und Kronach

Die große Heerstraße, diese führte vom Königshof Königsfeld über Krögelstein, Kröglitzen, Felkendorf, Altdrossenfeld und Pechgraben.

Weitere Straßen die nach Drossenfeld führten, waren die Steinfuhr, der Rennweg, die Neustädtleiner Fuhr und viele andere.

Die Altstraßen hatten immer sogenannte Nah- und Fernziele, damit die Reisenden ein sichtbares Ziel vor Augen hatten. Fernziele waren z. B. der Ochsenkopf, der Rauhe Kulm, der Sophienberg usw. Nahziele waren die Kreuzsteine und sogenannte "Zuckmantel" (einzeln stehende Gabelföhren mit langen Ästen, die die Richtung angaben).

Entwicklungen anhand von Flurnamen gedeutet

Die Großgemeinde Neudrossenfeld hat etwa 2000 Grundstücke und jedes davon eine eigene Flurbezeichnung (Flurnamen).

Recht aufschlussreich sind diese Flurnamen für die Siedlungsgeschichte der Gemeinde. Der Ortsname Unterobsang kommt von "absengen", "abbrennen". Die Siedlung entstand folglich in einem durch Feuer waldfrei gewordenen Land. Die Namen mit der Endsilbe "-reuth" (Muckenreuth, Neuenreuth, Hornungsreuth und Eberhardsreuth) deuten eine Rodung durch Holzeinschlag an. Der bei Waldau auftretende Flurname "Brand" sagt aus, dass hier eine Waldfläche durch Feuer in Felder umgewandelt wurde, die man an die Dorfbevölkerung verteilte. Die "Schlottn", eine Wiese bei Waldau in der nun trocken gelegten Trebgastau, hat ihren Namen von den Schlotten, den Blättern der Wasserschwertlilie.

Sehr interessant ist das unter Naturschutz stehende "Himmelhölzchen" bei Jöslein. Es gibt keinen Zweifel, dass in dem Wort "Himmel" die Bedeutung "heymal" = gehegtes heiliges Mal, also Thingplatz, Gerichtsplatz steckt. Häufig standen die Heymale an der Grenze. Rings um das Himmelholz liegen die Grundstücke mit den Flurnamen "Rosenacker", "Rosenleite", "Rosengarten" und "Lärchenbühl" (= "Ärgerbühl"). Diese Namen haben nichts mit "Rosen", sondern "Rossen" zu tun. Hier wurden Pferde und Opfertiere gehalten, die man für die Thingversammlungen benötigte. Dass sich in der Nähe eine Grenze befand, beweist auch der Ortsname "Grüngraben". Im Volksmund "Greeesgrom" genannt. In alten Urkunden wird der Ort als "Gränitzgraben" (von granica = Grenze) bezeichnet.

Manche Flurnummern geben Aufschluss über die Form des Grundstückes. Da gibt es z. B. eine "Bassgeige", einen "Hundsschwanz" bei Waldau, den "Tiefen Graben" bei Jöslein, oder eine "Schmalzgrube" bei Dreschenau. Und das "Riesenschwänzlein" heißt eigentlich "Reußen", weil dort die Fischreußen ausgelegt wurden.

Quelle:
Neudrossenfeld - Gegenwart und Vergangenheit
Hrsg. Gemeinde Neudrossenfeld, 1986